In internationalen Vergleichen der Mobilfunk-Versorgung rangiert Deutschland im unteren Bereich und muss sich je nach Studie mit Marokko oder Moldawien auf eine Stufe stellen lassen! Abgesehen von der Frage, warum dies so eingetreten ist, fragt man, was dies mit der Hilfe im Notfall, hier besonders bei intensivversorgten Menschen zu tun hat. Ich gehe von meinem selbst erlebten Einzelfall aus, schildere die Zusammenhänge und gebe danach Hinweise, was jeder Einzelne tun kann.
Meine Frau ist vor 8 Jahren durch eine Enzephalitis ins Wachkoma gefallen. Sie wird seit 7 Jahren zu Hause gepflegt und intensivmedizinisch betreut. Jederzeit drohen lebensgefährliche Anfälle und Erstickungszustände. Diese sind schon mehrfach vorgekommen. Jedes Mal konnte rechtzeitig telefonisch Hilfe herbeigerufen und meine Frau stabilisiert werden. Des Öfteren war meine Frau in einer kritischen Lage bei zugleich ausgefallener Stromversorgung. Gegen einen Stromausfall sind die Versorgungssysteme (Absauggeräte, Sauerstoffgeräte, Überwachungsgeräte, PEG-Versorgung) über Batterien gepuffert. Das Problem liegt darin, dass es bei moderner IP-Telefonie, die auf DSL-Anschlüssen aufbaut, nicht mehr möglich ist bei Stromausfall zu telefonieren. Das ist selbst dann noch der Fall, wenn man – wie bei mir geschehen – sämtliche Endgeräte im Haus notstromversorgt, da die Gegenstelle des Netzanbieters (Outdoor-DSLAM) absurderweise nicht notstromversorgt ist! Dann bleibt nur noch der Mobilfunk übrig. In unserem Heimatort war es bislang bis auf wenige Ausnahmen nicht möglich mit einem Mobiltelefon eine Verbindung zu bekommen. Da überhaupt kein Netz vorhanden war, konnte auch kein Notruf per Mobilfunk abgesetzt werden. Auch begleitete Ausfahrten meiner Frau in nicht mit einem Funknetz abgedeckte Bereiche stellen prinzipiell ein Risiko dar. Das gilt natürlich auch für jeden Mitbürger, ob alt, ob jung – trotz Handy in der Tasche kann keine Hilfe angefordert werden. Nur ist bei meiner Frau ein stark erhöhtes Risiko gegeben. Meine bisherige Lösung bestand in der Anschaffung eines Satellitentelefons (Thuraya) für ca. 500 Euro und Jahreskosten von ca. 40 Euro. Weiterhin hat uns die Telekom vor 2 Jahren auf Anfrage einen schnurgebundenen Analoganschluss geschaltet, der eigenstromversorgt ist, d.h. auch bei Stromausfall funktioniert – monatliche Kosten ca. 25 Euro. Erstaunlich: Als vor Jahren die IP-Telefonie in unserem Wohnort eingeführt wurde, hieß es, dass kein Analoganschluss mehr möglich sei. Man sieht: Nachfrage lohnt sich. Anfang 2017 hat unser Analoganschluss trotz Stromausfall im ganzen Ort funktioniert! Analoganschluss für das Haus, Satellitentelefon bei Ausfahrten – ein hoher Aufwand für die Sicherheit einer Einzelperson.
Seit fast 20 Jahren bemüht sich die Lokalpolitik um eine Lösung der Mobilfunk-Unterversorgung. Die für meine Frau dramatische Situation habe ich mehrfach seit 7 Jahren angemahnt, es haben Unterschriftensammlungen und Aufrufe stattgefunden: Ergebnis – NULL. Vor gut zwei Jahren habe ich mich persönlich um die Ursache der fehlenden Mobilfunkversorgung gekümmert. Bei den Erkundigungen bin ich auf die Deutsche Funkturm GmbH aufmerksam gemacht worden, eine Tochter der Telekom, die Standorte von Mobilfunk-Sendemasten prüft, errichtet und bestückt. Hier habe ich Herrn Hermanns als regionalen Fachmann und Ansprechpartner genannt bekommen. Herr Hermanns hatte Verständnis für die Betroffenheit meiner Frau als schwerstbehinderte Person und tat das in seiner Macht stehende, um uns Hilfe zukommen zu lassen. Von Seiten des Bistums Trier wurde sogar der Kirchturm in unserem Ort als möglicher Standort für einen Mobilfunksender ins Spiel gebracht. Am Ende fand sich ein schon vorhandener Behördenfunkmast, der als bestgeeigneter Standort ausgewählt wurde. In diesem Jahr nahm der Sender seinen Betrieb auf. Im ganzen Ort, auch innerhäuslich, ist nun eine Mobilfunkverbindung im D1-Netz und sogar LTE-Empfang möglich. Die Politik war überrascht und sprachlos.
Diese Geschichte zeigt, dass wir uns als Partner von schwerstbehinderten Menschen nicht abspeisen lassen dürfen. Wir finden immer Menschen wie Herrn Herrmanns, die Verständnis haben und weiterhelfen. Von der nun in unserem Ort vorhandenen Mobilfunkabdeckung profitieren alle Bürger! Ich wünsche mir nun noch, dass der Ausbau des Mobilfunknetzes in Deutschland in die Fläche geht und Funklöcher bald der Vergangenheit angehören. Wir sollten an unsere Politiker appellieren, hier die richtigen Weichen zu stellen; ich habe Andrea Nahles als unsere Bundestagsabgeordnete darauf angesprochen – ihr ist als Eiflerin der Sachverhalt wohlbekannt. Deutschland sollte als Industrieland auch zum Wohl aller Bürger in die Spitzengruppe der mit Mobilfunk versorgten Länder aufsteigen.
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